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Ölbergandacht

Dietfurter Ölberg - Heiliges Spiel

Donnerstags in der Fastenzeit findet im Dietfurter Franziskanerkloster die weit bekannte Ölbergandacht statt.

Die Ölbergandacht in der Klosterkirche zu Dietfurt kann auf eine über 300-jährige Tradition zurückblicken. Mitten in der Barockzeit wurde die szenische Darstellung dem gläubigen Volk „in der oberen Pfalz“ geboten, erstmals nachweislich 1680. Die Säkularisation erzwang mit der Aufhebung des Klosters eine Unterbrechung der beliebten Ölbergandacht. Mit der Wiedererrichtung des Klosters 1827 kehrte auch das „heilige Spiel von der Agonie Christi“ zurück, und besteht seitdem fort. Auch Aufklärungszeit und Naziregime vermochten nicht, das fromme Spiel zu unterbrechen.

Natürlich brachte der Wandel der Zeit manche Veränderung an den Texten und Liedern, doch der Kern der frommen Volkandacht blieb davon unberührt.  Und die uns Heutigen etwas antiquiert anmutenden Liedertexte wurden bewusst belassen.

Für vermeintlich aufgeklärte Zeitgenossen mag es ein Überbleibsel längst vergangener Epochen sein, eine Zurschaustellung für ein wundergläubiges Volk. Doch ist das Geschehnis von einer tiefen Innerlichkeit geprägt und von einer pastoralen Sorge begleitet. „Fastenpfinsta“ nennt das Volk jeden Donnerstag der Fastenzeit. Da geht man wie es sich gehört, rechtzeitig zur Franziskanerkirche, hört die „Pfinstapredigt“ und bereitet sich durch Gebet und Gesang, durch Sammlung und Besinnung auf das österliche Festgeheimnis der Erlösung vor. Die Verehrung des Leidens Christi bringt Segen und Heil.

Das Motiv der Todesangst Christi fand schon sehr früh Eingang in die bildende Kunst. Buchdruck und Malerei weisen bedeutende Werke großer Meister auf, die sich mit diesem Thema der Passion befasst haben. Seit Ende des 15. Jahrunderts bis zur Barockzeit kennt man besonders im süddeutschen Raum plastische Ölbergsgruppen, die teils innerhalb der Kirche, zumeist aber außerhalb der Kirchen ihren Platz fanden. So hat auch die Dietfurter Stadtpfarrkirche St. Ägidius ihren Ölberg an der Nordseite beim äußeren Emporenaufgang. Die volkstümlich geschnitzten und farbig gefassten Figuren werden 1062 erstmals erwähnt.

Die Klosterkirche der Franziskaner in Dietfurt hat keinen Ölberg. Dafür wird in der jährlich wiederkehrenden Fastenzeit das Ölbergleiden Jesu szenisch dargestellt. Das große Bild des Hochaltars wird dann ersetzt durch einen Vorhang, auf dem das Geschehen dargestellt ist. Die Fenster der Kirche sind schwarz verhängt; Düsternis erfüllt den Raum. Der Vorhang hebt sich und gibt den Blick frei auf die Altarbühne. Gemalte Kulissen lassen realistisch den Ölberg erscheinen: im Hintergrund die Stadt Jerusalem, auf beiden Seiten die schlafenden Jünger. In der Mitte kniet Jesus am Ölberg, eine würdige und überzeugende Figur, beweglich und schlicht bekleidet.

Das heilige Spiel beginnt. Jesus ringt mit der Angst, fleht zu seinem Vater und sinkt zur Erde. Ein Kreuz lässt sich sichtbar auf ihn herab und ruht auf ihm. Schließlich entschwebt es langsam wieder. Ein Christussänger und ein Chor bringen Jesu innersten Gedanken und Erregungen zum Ausdruck. Jesus erhebt sich. Ein Engel kommt vom Himmel, mit Kelch und Kreuz in der Hand, und stärkt und tröstet den Menschensohn. Nach jedem „Fall“ folgt eine passende Schriftlesung. Eine kurze Meditation und ein Fürbittgebet schließen die fromme Andacht ab.

Artikel im Servus-Magazin (März 2017)

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